Hallo Gefangene,
Vorweg, es fällt mir wirklich schwer diesen Text zu schreiben - erstens weil ich die Befürchtung habe ihn nicht annähernd in der Länge, Intensität und Fülle an Inhalt zu verfassen, die ich mir für ihn wünschte, zweitens weil ich nicht weiß wo ich beginnen, pausieren und beenden soll und drittens weil ich gerade mitten im RP bin. Aber er muss geschrieben werden und ich habe das Gefühl, jetzt ist der richtige Zeitpunkt.
Wenn ich an die Minenkolonie denke, ist mein erstes Gefühl Nostalgie, dicht gefolgt von einem wirren Gemisch aus Gemeinschaft, Fantasie, Wettkampf und Freundschaft. Vielleicht prägen sich diese Eindrücke bei mir vor allem so stark, weil ich sehr jung mit dem Schreiben hier in der Minenkolonie angefangen habe. Fast seit ich 10 Jahre alt bin tippe ich mich durch die Kolonie, vorbei an so unglaublich vielen verschiedenen Menschen und Charakteren und einer Welt die wortwörtlich so interaktiv ist, wie man sie sich nur vorstellen kann. Wenn ich heute daran denke, kommt es mir so surreal vor, denn keiner meiner Bekannten könnte mir etwas Ähnliches beschreiben. Wenn ich die Kolonie beschreiben müsste, könnte ich es nicht. Die wenigen Wochen, die ich nach jahrelanger Pause wieder hier verbracht habe, brachten mir all diese alten Gefühle wieder, aber auch Ernüchterung.
Die Minenkolonie ist ein sinkendes Schiff. Mittlerweile schaut nur noch das Masttopp aus dem Wasser. Wie jedes Projekt hatte die Minenkolonie hier und da Einbrüche, aber auch gute Ideen für die Zukunft. Die "MKX" und die vielen Synonyme unter denen sie aufgeteilt wurde hatten alle einen Reiz. Letztendlich fehlte neben der technischen Umsetzung aber immer noch etwas, um als Nachfolger oder Fortsetzung zu funktionieren. In meinen jungen Augen war es immer die "Faszination", die die Kolonie als das was sie war gebracht hat. Heute etwas erwachsener, glaube ich, dass die Community schon damals ein entscheidender Faktor gewesen ist. Alle Projekte waren größer als die vorige Minenkolonie, doch die Community war schon kleiner.
So gesehen müsste die Kolonie also auf ein Rettungsbot begrenzt werden, um wenigstens die verbleibenden Spieler durch ihre Welt tragen zu können. Doch würde dadurch die Community nur höchstens kleiner werden - und ist das unser Ziel? So magisch diese - teils von uns erschaffene - Welt auch sein mag, an vielen Spielern hat sie ihre Magie schon verloren und es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis auch die Letzten von uns alles gesehen, alles gelesen und alles geschrieben haben, was in dieser nunmal begrenzten Welt möglich ist.
Das besondere, wirklich besondere an der Minenkolonie war nicht die Welt, sondern die Gemeinschaft in dieser. Das ist auch nichts Neues und ich denke jeder wird mir beipflichten.
Doch ich denke, dass das Gothic-Universum das wir uns zu Nutze machen konnten einen riesigen Teil darin erfüllte, die Kolonie erst so lebendig zu machen. Diesen Teil können wir nicht vernachlässigen.
In den vergangenen Wochen habe ich viel darüber nachgedacht wie ein Nachfolgeprojekt oder eine Renovierung aussehen könnte und ob sie überhaupt einen Sinn ergibt. Denn für mich ist klar (und damit schon ein expliziter Gedanke in diesem Konstrukt), dass wir mit der Welt des Gothic-Universums das größtmögliche Potential zu dem haben, was wir erreichen wollen.
Für mich ist das System eines textbasierten Rollenspiels auch einer der Stützpfeiler. Würde ein Wechsel des Spielsystems wirklich zu wieder steigender Community führen? Und wäre solch ein Wechsel möglich, ohne den Geist des Spiels komplett zu ersetzen..? Ich denke es bedarf keiner großen grundlegenden Veränderungen um viel zu bewirken. Nicht nur, weil wir schon eine auf diese Welt eingeschossene Community sind, sondern auch weil textbasiertes Rollenspiel in einer mittelalterlichen Umgebung einfacher als in futuristischer Zeit zu gestalten ist. Soweit so gut, sehr viel mehr als die Diskussionen aus dem Jahr 2015 zu wiederholen habe ich auch nicht getan. Trotzdem fand ich diesen Schritt wichtig. Für mich ist klar, dass die Minenkolonie nur als Minenkolonie weiter bestehen kann. Es gibt so viele Pen & Paper Spieler, die monatlich teils riesige Wege auf sich nehmen, um ein Wochenende lang mit Bekannten oder Unbekannten zu spielen. Warum nicht für ein paar Minuten in die Minenkolonie schauen, die nur den Gang zum PC entfernt liegt..?
Und hier - wenn auch etwas abrupt - meine kleine Idee. Ein sich im Kreis drehendes Spiel mit schrumpfender Community lockt keine neuen Spieler an, es wirkt eher unattraktiv. Und wenn ihr euch an eure Gothic-Zeit erinnert, irgendwann waren die Missionen erledigt, die Lager waren leer, es gab kaum noch Interaktion.. Was hat euch dazu gebracht, dem Gothic-Epos weiter zu folgen..? Gothic 2.
Ich mag das System, in dem unsere Kolonie gerade läuft - oder stolpert. Es bräuchte nur ein Update um dem gerecht zu werden, was es erfüllt. Mit diesem Update wäre meine Absicht, ein großes RP zu starten, in dem die Geschichte des ersten Gothic-Teils nachgespielt wird. Ich kann mir vorstellen, dass viele von Rollenspielen begeisterte Menschen zumindest davon erzählen, daran denken, vielleicht vorbeischauen und im besten Fall sogar partizipieren würden. Im Anschluss daran könnte man das Spiel mit seinen Charakteren und schon geschehenen Wendungen in die Welt von Gothic 2 verlagern. Das wäre natürlich im Prinzip nichts Neues und man müsste auf zwei Dinge hoffen. Erstens, die neue Plattform ist benutzerfreundlicher und besser zu koordinieren, zweitens, der Umschwung in Form des großen RPs hat viele Spieler dazu bewegt anzufangen/zu bleiben.
Jetzt ist die Luft raus und die Müdigkeit greift ein. Ich hoffe ich habe keinen meiner Kerngedanken vergessen oder in eine völlig falsche Richtung gesteuert.
Edit: Ich spreche mich sehr für eine Abschaffung von Gameplay bzw eine Kombinierung von Gameplay und Roleplay aus. Damals mag das Gameplay vielleicht noch ganz nett gewesen sein, doch es ist technisch schon so lange überholt, dass ich sagen würde, dass wir kein neues Shakes&Fidget werden wollen. Seine RP-Attribute mit GP-Mechaniken zu verbinden, um Kämpfe realistischer zu gestalten und PowerPlay vorzubeugen. Handel wäre nicht mehr vom Aktualisieren der Biografie abhängig. Level könnten eine Richtzahl der körperlichen oder geistigen Gewandheit darstellen, man muss sich nicht mehr selbst die Diagramme für seine Fähigkeiten erstellen (auch wenn ich diese Möglichkeit gerne offen lasse).
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